Späte Liebe 1823

Autor und Erzähler: Gerd Ellenbeck
Klavier : Sheila Arnold
Werke von Maria Szymanowska

  Kaum ein anderes Menschenleben ist von seiner Gegenwart und Nachwelt so hell durchleuchtet und untersucht worden, wie dasjenige des Johann Wolfgang von Goethe, freilich auch sein Jahr 1823. Es gibt zahllose Arbeiten mit wissenschaftlichem, andere mit feuilletonistischem Anspruch, manchen Klatsch und moralisierende Betrachtungen, aber auch Dichtung, die – wie bei Stefan Zweig – das Prädikat GROSS verdient. Der nun hier vorliegende Essay basiert auf historischen Belegen, zitiert den Dichter und Stimmen seiner Zeit und Welt; er nähert sich dem Geschehen nicht als kritische Untersuchung, sondern als Erzählung mit literarischer Sprache und Gestalt.
Ulrike von Levetzow ist Gegenstand der Schuldbildung, nicht aber die damals als Musikerin höchsten Grades gerühmte Maria Agatha Symanowska (1789-1831). Sie war u. a. Schülerin von John Field, erste Pianistin am Zarenhofe, und ihre zahlreichen Klavierstücke – Etüden, Polonaisen, Mazrken, Walzer, Menuette, ihr Nocturne LE MURMURE u. v. a. -–gelten als Vorläufer der Charakterstücke gleicher Titel von Frédéric Chopin, der diese Miniaturformen zur schönsten Blüte geführt hat. Er hat Maria Szymanowska noch erlebt und sehr bewundert. In der Goethe-Literatur hatte sie freilich immer ihren Platz, oft aber eher beiläufig und ohne die rechte Würdigung des von tiefer Zuneigung und Nähe geprägten Verhältnisses zu dem Dichter, das ihn nach dem Erleben in den böhmischen Bädern so sehr berührt hat. Ihre liebenswürdigen, sehr reizvollen Kompositionen – „die leichten blauen Schwingen ihrer Musik“ (Robert Schumann) . die Goethe zu Tränen gerührt und die europäische Musikwelt entzückt haben, vertiefen und ergänzen die Erzählung zum authentischen Stimmungsbild jener bewegten Tage der SPÄTEN LIEBE 1923.