Louise Farrenc – Dumont

1804-1875

 

Louise Farrenc (1804-1875) stammt aus einer traditionsreichen, liberalen Pariser Künstlerfamilie. Sie wuchs mit den Familien 30 anderer Künstler auf, die bereits seit König Henry IV mit der Ausstattung des Louvre betraut waren. Zu der freien Lebensart dieser Künstlerkolonie gehörte auch, dass Louises Eltern 3 Jahre nach ihrer Geburt noch unverheiratet waren!

Im Alter von 15 Jahren wurde Louise Farrenc private Kompositionsschülerin von Antonin Reicha (1770-1836), der auch Franz Liszt, Hector Berlioz, César Franck und Charles Gounod unterrichtete. Durch seine Studien bei Christian Gottlob Neefe, dem Lehrer Beethovens, blieb für Reicha die Wiener Klassik und vor allem Beethoven eindeutiger Bezugspunkt. Daraus entwickelte Farrenc eine eigene musikalische Sprache, die sich auf dem Grad zwischen barocker und klassischer (Form-) Klarheit und zart-romantischem, poetischem Vokabular bewegt. Farrenc hinterließ bedeutende, kraftvolle Ouvertüren und Sinfonien, Kammermusik und eine ganze Reihe von mitunter hinreißenden Klavier-Solowerken. Man findet hier einen großen Teil an (nicht nur Bravour-) Variationen über beliebte Opernthemen, schlichte gesangliche Einzelstücke sowie die vier Etüdensammlungen op. 26, op. 41, op. 42 und op. 50. Die Etüden op. 26 in allen Dur- und Moll-Tonarten wurden 1845 wegen ihrer hohen technischen und musikalischen Anforderungen ins Pflichtrepertoire des Pariser Conservatoires übernommen.

Louise Farrenc war in vielerlei Hinsicht eine außergewöhnliche Künstlerin. Entgegen dem Zeitgeschmack beschäftigte sie sich schon damals mit der „historischen Aufführungspraxis“ von Tasteninstrumenten und nahm seit 1857 regelmäßig Werke von Girolamo Frescobaldi, Jacques Champion Chambonnières, François Couperin und Domenico Scarlatti in ihre Konzert-programme. 1861 gab sie zusammen mit ihrem Mann, dem Verleger und Musikwissenschaftler Aristide Farrenc, den ersten von 23 Bänden einer Anthologie der Musik für Tasteninstrumente heraus. Nach dem Tod ihres Mannes 1865 führte sie dieses Projekt in Eigenregie zu Ende. Um dem Publikum diese Musikrichtung etwas näher zu bringen, organisierten die Herausgeber regelmäßig „Séances -Historique“, in denen die Werke gespielt und erläutert wurden. In Frankreich spielten die Farrenc-Dumonts, ähnlich den Mendelssohns in Deutschland, eine Pionierrolle in der Verbreitung Alter Musik.